Hohe Veitsch – Wildkamm, 30.08.2009
31. August 2009 von Eli
Günter und ich planen schon länger die Begehung des Gr. Wildkamms. Heute ist der ideale Tag dafür! Wir fahren über Mürzzuschlag ins Mürztal, bis kurz nach der Ortschaft Niederalpl (noch unterhalb des Passes). Etwas abseits der Straße gibt es dort einen kleinen Parkplatz für Veitsch-(Schitouren-)Geher, die die “Rodel” als Aufstieg benützen.
Das tun auch wir – ein landschaftlich sehr schöner, unten enger, oben weiterer Graben. Noch so einiges an schönen Blumen gibt es hier zu sehen, u.a. viel deutschen Enzian (den hauptsächlich weiter oben), Pannonischen und Schwalbenwurzenzian. Weiter oben gibt es die sogenannte “Unterbrecherstelle“. Dieser Begriff stammt eigentlich aus dem Winter, eine kurze Steilstelle, mit einer Leiter versehen, die meist schneefrei ist und daher nicht durchgefahren werden kann. Der Sommerweg umgeht diese Stelle weiter rechts.
Wir aber müssen natürlich auch jetzt die Leiter benützen! *gg* Wäre ja nicht Günter… Der Zustieg ist etwas mühsam, fast weglos über steile Gras- bzw. Schutthalden hinauf. Unmittelbar vor der Leiter bricht dann auch noch ein Felsstück ab, an dem Günter (und sehr viele vor ihm) sich gerade angehalten hatte. Wir haben beide Glück, es passiert nichts, aber ein bissl “schockiert” sind wir schon.
Nach der Leiter muß man sich dann noch ein bissl durch Latschen durcharbeiten, bis man wieder am “Normalweg” ist. Der weitere Aufstieg auf den Gipfel verläuft ohne nennenswerte Ereignisse. Nach 2:45 sind wir oben. Die Aussicht ist wieder einmal “atemberaubend”. Diesmal hab ich auch wieder die “zweibeinige Übersichtskarte” mit, sodaß die wichtigen Gebirgsgruppen bzw. Gipfel rasch bestimmt sind.
Nach ausgiebigem Schauen und Fotografieren suchen wir uns ein etwas windgeschütztes Platzerl – teilweise ist es ziemlich kühl-zugig hier heroben – und jausnen. Den Besuch des Meran-Schutzhauses ersparen wir uns heute, da zu weit abseits unserer Route gelegen.
Nach gut einer Stunde machen wir uns auf den Weiterweg, für den wir zunächst den Aufstiegsweg benutzen. Bis zu der Wegkreuzung, wo von links (in Abstiegsrichtung gesehen) der Weg über die Gingatzwiese raufkommt, ganz kurz weiter Richtung Rodel. Dann geht bei einer Wegtafel, die nur Richtung Rodel weist, links ein schmaler Pfad zwischen den Latschen durch.
Kurz muß man noch, fast weglos, absteigen, dann geht es einen steilen Wiesenhang hinauf Richtung Großem Wildkamm. Weiter oben weicht man auf den felsigen Grat aus, über den man in ganz leichter Kletterei, aber teilweise ziemlich ausgesetzt, den Gipfel erreicht.
Hier trage ich uns ins Gipfelbuch ein, auf diesem Gipfel werde ich, im Gegensatz zur Veitsch, nicht allzu oft stehen. Weiter geht es auf einem deutlich sichtbaren (aber unmarkierten) Steig in stetem Auf und mehr Ab weiter, am Kl. Wildkamm rechts vorbei. Dann endlich nur mehr runter, es sind noch viele Höhenmeter bergab zu bewältigen.
Irgendwann kommen wir zu einer Wiese, ca. 200 hm über der Sohlenalm, die man schon sieht. Angeblich ist der Weg hier einfach aus und man muß irgendwie durch die Latschen bzw. Wald runter. Allerdings erwähnt Günter etwas von einer sehr schwachen roten Markierung, die er einmal von der Sohlenalm aus gesehen hat. Die muß doch zu finden sein! Das macht doch keinen Sinn, daß der Weg bisher her ganz gut und sichtlich ausgeschnitten war, und jetzt ist Schluß? Glaub ich nicht!
Also fange ich auf der Wiese zum Suchen an. Auf einem einzelnen Baum finde ich einen roten Strich. Schaut der so aus wie der unten, Günter? Bestätigung! Also weitersuchen – da unten auf dem Stein der nächste Strich! Und weiter, wieder einer am Baum. Wir folgen nun ganz gut den Markierungen, teilw. auf halbwegs brauchbarem Weglein, teilw. auf “Kuhwegen”, die ziemlich mühsam sind. Aber immer noch besser wie ein “Latschenruachler”!
So kommen wir endlich bei der Sohlenalm an, wo wir uns etwas zu trinken gönnen. Essen gibt’s hier seit ein paar Jahren nicht mehr. Damit hab ich aber nicht wirklich gerechnet, obwohl ich die Tour deutlich unterschätzt und daher zu wenig mithabe. Bis hierher haben wir vom Veitsch-Gipfel weg 2 ¾ Std. gebraucht. Nach einer halben Stunde Pause machen wir uns an den letzten Abschnitt, durch den steilen Sohlengraben hinunter bis zum Parkplatz.
Von der Sohlenalm geht man zuerst östlich über die Wiese, trifft auf einen Wiesenweg, den man nach links kurz verfolgt. Bald gibt es die ersten Markierungen bzw. Pfeile, man taucht in den Wald ein, ab jetzt ist es eindeutig. Den Weg hab ich schlechter bzw. steiler in Erinnerung als er tatsächlich ist. Nur ein paar ganz kurze unangenehme Stellen, der Rest ist ganz gut gangbar.
Weiter unten kommt man dann an den Bach heran, es geht noch eine Weile neben diesem, teilweise in einem Nebenbächlein. Dann ist der Weg – und mit ihm die Markierung – irgendwie aus. Aber diese Stelle kenne ich schon von früher. Auf der anderen Seite des Baches führt ein Pfad einige Meter hinauf zu einem Karrenweg, den man von unten schon sieht. Diesen Ausstieg kennt auch Günter noch nicht, er hat sich weiter unten immer durchs Gemüse geackert.
Der Karrenweg mündet später in eine Forststraße, diese in die Niederalpl-Straße und nach 50 Min. von der Sohlenalm sind wir wieder zurück beim Auto! Ich bin müde, aber nicht erschöpft, die Knie haben trotz kurzem “Murren” irgendwo unterwegs (beim Abstieg zur Sohlenalm) dann doch wieder Ruh gegeben. Seeeehr zufrieden: 6:20 Gehzeit, und über 1200 Höhenmeter! Das kann sich wirklich sehen lassen! Und macht Hoffnung für weitere Steigerung nächstes Jahr!
Eine ausführliche Beschreibung dieser Tour mit vielen Fotos gibt es auch auf der Website von Peter Sonnabend!
Fotos von Günter Berhart:
Eine schöne “Trainingstour” für den Lungau, aber dort wird es womöglich gemütlicher zugegangen sein (muss erst deine Beiträge lesen, waren inzwischen auf Spätsommerurlaub Gastein und Meer). Meine Wildkammtour funktioniert immer doch vom Niederalpl-Sattel aus (allerdings dann weniger Höhenmeter), den markierten Weg über Sohlenalm, oberes Bärental (mit der hochgelegenen Quelle) und zur Gingatzwiese. Die Überschreitung geht ja überraschend gut, wenn man – wie du richtig bemerkst – ja nicht vom Grat abweicht, für den man ohnehin kaum die Hände braucht.
Ganz interessant fand ich euren Abstieg zur Sohlenalm, das ist für mich auch das schlechteste Weg(nichtWeg)stück. Von “Wildererstricherln” in Rot habe ich noch nie etwas bemerkt, und um mich nicht über den feuchten und verwachsenen Hang hinunterkämpfen zu müssen, bin ich einmal in die Westseite ausgewichen, aber erst ziemlich weit unten – dichter Fichtenforst, sehr schwammerverdächtig, mündete ohne Wegspuren in die Markierung SW von der Sohlenalm, zerkratzt war ich auf jeden Fall von den dürren Fichtenzweigen im Forstdschungel.
Von der Sohlenalm kann man westlich hinabgehen, und dann wird die von der Rotsohl querende Mariazellerweg-Markierung erreicht, ganz bequem zurück zum Wirtshaus am Niederalpl-Sattel. Wo der Graben von der Sohlenalm die Forststraße westlich unterhalb quert, liegen übrigens massenhaft interessante Steine herum – Bergbaurevier, ehemals Eisen wie auf der Rotsohl mit ihren “angerosteten” Felsen und Geröllen.
Wir haben kurz nach Urlaubsrückkehr auf die Turnauer Alm wollen, aber dort unangenehme Überraschunge erlebt, über die ich noch berichten werden…
LG und freut uns, wieder voneinander zu hören oder besser zu lesen und ‘”Büdl” zu schauen! BB
Servus Bernhard!
Die Wildkamm-Tour war einer der Höhepunkte dieses Jahres (gemeinsam mit dem Toten Gebirge und dem Rauhen Kamm)! Du hast völlig recht, im Lungau ging es viiiiel gemütlicher zu! Sowas wie Wildkamm kann ich meinem Mann nicht zumuten!
Die Überschreitung selbst war kein Problem, der Abstieg halt teilweise mühsam, aber ging schon. Durch die Rodel sind wir deshalb, weil das halt landschaftlich der schönere Aufstieg ist als über die Sohlenalm – Gingatzwiese.
Leider ist vorläufig mal Schluß mit Wandern, weil das linke Knie arge Probleme macht. Schon im Urlaub und jetzt noch mehr. Mittlerweile kann ich kaum mehr ein paar hundert Meter gehen ohne Schmerzen. Verdacht meinerseits ist Knorpelschaden, am 1.10. hab ich Termin beim Orthopäden, dann hoffentlich Diagnose.
Bin so sauer deswegen, weil gerade jetzt die Kondition endlich merkbar besser war! Die Wildkammtour mit 1200 hm und 6:20 – und danach zwar müde, aber nicht erschöpft – darauf hätte sich aufbauen lassen. Aber es soll (wieder einmal) nicht sein.
Bin schon sehr gespannt auf Deine neuen Berichte!