Ein Wahnsinns-Wochenende im Toten Gebirge (31.7. – 2.8.2009) – Teil 3
4. August 2009 von Eli
Abstieg von der Welser Hütte, 2.8.2009
War es gestern den ganzen Tag strahlend schön und gerade mal ein paar weiße Wölkchen, so sind für heute nachmittag schwere Gewitter angesagt. Das bereitet mir ziemliche Sorgen, muß ich doch mit dem Abstieg bis nach Mittag warten. Günter hat mit ein paar anderen heute noch eine große Tour vor (Priel-Nordgrat, leichte, aber sehr ausgesetzte Kletterei). Es hat keinen Sinn, in der Früh abzusteigen – und unten dann bis nachmittag rumzusitzen.
Eine weitere große Gruppe geht am Vormittag noch auf zwei kleinere Berge, Kreuz und Zwilling. Das sind aber doch ca. 500 hm, zuviel für mich fürs Runtergehen, der Abstieg ist ja auch wieder 1000 hm. Ich lasse mir also viel Zeit in der Früh, mit Frühstück, Lager zusammenräumen, Rucksack packen (gestern hatte ich ja nur das allernötigste mit), zahlen. Dann sitze ich vor der Hütte in der Sonne und lese bzw. plaudere mit einer von uns, die heute auch nichts mehr macht.
Die Zeit vergeht recht rasch – leider ziehen schon am späten Vormittag die ersten dunklen Wolken auf. Meine Nervosität steigt, am liebsten ginge ich gleich los. Das bringts aber auch nicht. Günter wollte um 12 Uhr zurücksein, das wird sich nicht ganz ausgehen. Ich beschließe, schon früher loszugehen, weil ich ja viel länger hinunter brauche wie er. Und ich will auf keinen Fall im Regen gehen. Zumindest bis zum Beginn der Forststraße muß es trocken bleiben.
Zunächst aber verdrücke ich noch ein (sehr gutes) Erdäpfelgulasch - recht kreativ angeschrieben mit “Erdöpfögularsch” *gg* Danach von den anderen, die inzw. vom Kreuz zurück sind, verabschieden, Rucksack hochhieven – oh Gott, ist der schwer – und los geht’s!
Es geht ziemlicher Wind, ich lasse zunächst die Jacke an, weiter unten werde ich sie dann ausziehen, weil es immer schwüler wird, je weiter man runterkommt. Sehr langsam und vorsichtig taste ich mich voran, mir selber immer gut zuredend (man glaubts nicht, das funktioniert!). An einer unguten Stelle überholt mich gerade ein Mann, der mir hier hilft.
Ohnedies werde ich laufend von Leuten überholt, auch immer wieder welchen von unserer Gruppe, sodaß ich nie wirklich ganz allein bin – ein kleine Beruhigung. Nach einer Stunde habe ich die ärgsten Schwierigkeiten hinter mir, nur noch ein paar kurze, unangenehme Stellen kommen. Dann bin ich endlich bei der langen Stahlleiter. Langsam, Stufe für Stufe gehe ich hinunter. So ganz schwindelfrei bin ich halt doch nicht. Unten drehe ich mich um – wer ist kurz ober mir? Der Hase!!! (Günter ist gemeint) und Gerhard, der ja wieder mit uns heimfährt.
Ich grinse und meine “Euch zwei lass ich jetzt aber nicht vor!” Sonst habe ich nämlich die Leute immer sofort vorgelassen, sowie ich eine Stelle zum Ausweichen fand. Beide meinen, daß ihnen das eigentlich nichts macht! Nun ist nur mehr ein Schutthang zu überwinden, aber der Weg ist hier sehr gut, kein wirkliches Problem mehr. Dann rüber zum Bachbett, durch und dann sind wir wieder bei der Talstation der Materialseilbahn. GESCHAFFT!!! Ich bin heil und gut wieder unten angekommen!
Die Forststraße zieht sich dann noch etwas, aber auch diese letzte Etappe ist irgendwann vorbei. Beim Almtalerhaus sitzt noch ein Teil unserer Gruppe und auch wir werden uns dann dazusetzen. Zuerst aber gehen wir zum Auto, ziehen die Wanderschuhe aus und uns um und rein mit dem Zeug ins Auto. In den Trekkingsandalen dann zurück zum Haus und gleich in den Gebirgsbach daneben. Uaaaaah ist das kalt! Aber guuuut! So richtig “zisch” machts! Einer hat sich sogar als ganzer reingelegt und den Kopf untergetaucht. Mir reicht es, die Füße reinzustellen und ein bissl herumzugehen im Wasser.
Danach trinken wir noch was, lassen die Touren Revue passieren, große Verabschiedung – und dann geht’s wieder heim. Zum Glück noch ohne viel Stau, in Alland läßt Günter mich aussteigen, mein Mann holt mich hier ab. Bald sind wir daheim, bald bin ich unter der Dusche – eine Wohltat!
Fazit: ein grandioses Wochenende in einer fantastischen Landschaft! Für mich sicher “grenzwertig“, konditionell, vor allem aber von den technischen Schwierigkeiten her. Ich bin sehr dankbar, daß ich das alles erleben durfte – und dafür, daß ich gesund und heil wieder ganz herunter gekommen bin. Aber die nächsten zwei Wochenenden möchte ich einfach nur wandern, sonst nichts!!
Tourdaten (die Zeiten sind länger als Durchschnitt!):
1. Tag 1000 hm Aufstieg, 3:15
2. Tag 900 hm Aufstieg, 2:45, Abstieg 2:40
3. Tag 1000 hm Abstieg, 3:00
gratulation zum schönen we – bei mir ist es ja leider auch schon wieder fast 11 jahre her das ich dort unterwegs war – http://wandertipp.at/lado/2009/03/28/von-hinterstoder-zum-grundlsee-0203101998/ – der kontrast der “toten” hochfläche ist schon ein wahnsinn
Danke, Robert!
Hab mir Deinen Beitrag jetzt nochmal angeschaut – na oarg! In einem Tag vom Tal auf den Gipfel und noch weiter zur Pühringer! Unvorstellbar für meinereins. Als Kind (ich glaub mit 16 oder so) bin ich mit meiner Mutter aufs Prielschutzhaus, nächster Tag Gipfel, dritter Tag zu Pühringer, 4. Tag Abstieg. Hat auch gereicht.
@eli: bin grad in der arbeit – wenn ich ehrlich bin , keine ahnung wie weit das war, hab die karte seit damals nimmer in der hand gehabt glaub ich . aber damals war ich ja noch jung und gut trainiert
Das is irre weit, glaubs mir. Aufstieg schon mal um die 2000 hm (sicher net viel weniger). Priel – Pühringer sicher (unsre Gehzeit) 6 Std. – na undso weiter.
Jung war ich auch mal, gut trainiert leider noch nie – und jetzt ist der Zug abgefahren. Außerdem hats irgendwas mit der Lunge. Wenn ich mich mehr angestrengt hab, hab ich so einen Druck in der Brust und kann nicht tief Luft holen, ohne zu husten. Werde jetzt mal einen Onkel Doc aufsuchen.
das mit den 2000 kommt sicher hin – die distanz muß ich mir echt mal auf der amap geben – weiß nicht mehr genau wann wir angekommen sind – muß so um 17 uhr gewesen sein (war noch hell und das anfang okt. )
das mit dem onkel d-. wäre möglicherweise keine schlechte idee – vielleicht sogar etwas baldigst
stimmt auf der amap schauts wirklich weit aus – wobei ich mit deren maßstab net zurecht komm auf dem kleinen auschnitt – ich hab nur leider echt wenig erinnerung daran (außer die fotos) und vorallem teile des aufstieges – kann nicht mal sagen obs schwierig war oder nicht (eher nicht)
Von der Hinterstoderseite ist es wes. einfacher als von der Grünau.
Hallo Eli!
Super Berichte, gefallen mir sehr gut. Uns freut es sehr, dass alle das Wochenende genossen haben und für jeden etwas dabei war!
vlt. sieht man sich ja mal wieder
Grüße
Lampi
Hallo Lampi! Vielen Dank für Deinen netten Kommentar und das Lob!
Jetzt erst Deine hochalpinen Berichte gelesen – gratuliere, so interessante Tourentage! Wir kennen in dem (weiteren) Gebiet nur die Postalm, hat uns im Sommer und besonders auch bei den leichten Backcountrytouren im Winter sehr gut gefallen.
Wenn wir uns schon so hoch hinauf bemühen, interessieren uns natürlich besonders die ‘Alpenblumen – im Toten Gebirge gibt es ja auch schon andere (westlichere) Spezialitäten als auf unseren nordöstlichen Gipfeln, wie Schneeberg und Rax, und die unterscheiden sich sogar schon von Dürrenstein und Hochkar.
LG BB
Danke Bernhard! Ja, das waren tolle Tage, das kann man wirklich sagen. Botanisch bin ich ja nach wie vor ein ziemliches Nackerbatzl, aber genießen tu ich die Blumen schon. Ab der Welser Hütte ist nicht mehr viel grün, außer dem Pannonischen Enzian, der dort zahlreich war und wunderschön, und dem Bayrischen.
Echt toll, was du alles unternimmst. Ich bin derzeit ja leider im: Hoffentlich vor dem Urlaub die Mauer fertig-Tunnel. Ja und dann muß ich lernen für die letzte Prüfung… Das wird echt ein Leben, wenn ich diese Freizeit-Großprojekte nicht mehr habe… Ob´s mich allerdings gleich in die so alpinen Regionen verschlägt ???
LG & schönen Sonntag !
Andreas