Die Schande, Lehrerin zu sein

20. März 2009 – 18:34

In den letzten Wochen wird in den Medien so viel geredet – 2 Stunden mehr für die Lehrer oder nicht?
Und wieder mal sind die Lehrer die Buhmänner der Nation, weil sie sich dermaßen dagegen sträuben.
Unser Berufsstand ist so verschrien wie kaum ein anderer.
Es ist mir ein Bedürfnis, da einiges gerade zu rücken.
Zunächst mal: ICH HABE NICHTS GEGEN ZWEI STUNDEN MEHR IM KLASSENZIMMER!!!
Das haben viele Lehrer nicht! Nicht, wenn diese zwei Stunden tatsächlich den Kindern und der Qualitätssicherung zugute kommen würden.
Das ist es aber in Wahrheit nicht. Diese Maßnahme ist eine reine Sparaktion, die alle Lehrer tragen sollen, damit Frau Minister Schmied ihr “Baby” – die neue Mittelschule – finanzieren kann. Ihr fehlen im Budget für 2009 und 2010 mehrere hundert Millionen Euro, und die will sie wieder hereinbringen.
Die zwei Stunden mehr kämen in absolut keiner Weise den Kindern zugute. Nicht, wenn Lehrer an einer AHS oder Hauptschule zwei weitere Klassen übernehmen müssen. Das sind haufenweise mehr Schüler, die es zu betreuen gilt und die auch Aufmerksamkeit brauchen. Und die Logik sagt, dass die Zeit eines Lehrers aufgeteilt auf mehr Schüler viel weniger Zeit für jeden einzelnen bedeutet.
Dazu kommen natürlich auch noch mehr Elterngespräche, mehr Korrektur, mehr Vorbereitung…
Umschichten – was denn genau???
Es ist auch nicht wirklich klar, wie sich die Ministerin das in der Volksschule vorstellt. Wenn wir 2 reguläre Stunden in anderen Klassen (Deutsch, Mathe, Sachunterricht…) übernehmen müssen, dann hieße das z. B. an unserer Schule, dass 30 Stunden damit gedeckt werden müssen. Das ist eine ganze Lehrverpflichtung und eine halbe. Bedeutet das, dass das Klassenlehrersystem zusammenfällt?
Es gibt keine Information, wie das wirklich ablaufen soll. Das sind die Dinge, die in den Medien, die alles gern sehr einseitig darstellen, niemals gesagt werden.
Die Aussage, es sind keine Lehrerjobs in Gefahr ist irrführend! Junglehrer haben Einjahres-Verträge. Wenn sie nicht verlängert werden, ist das keine Kündigung! Außerdem werden Posten von Lehrern, die in Pension gehen, einfach nicht nachbesetzt!

Einige Fakten zum Thema, Lehrer hätten einen Halbtagsjob:
Seit einigen Jahren ist die Jahresnorm in drei Tätigkeitsbereiche eingeteilt (wir sagen “Töpfe” dazu):
A-Topf: die Unterrichtsverpflichtung, also die Zeit in der Klasse
B-Topf: Vor- und Nachbereitung und Korrektur, Elternsprechtage, Konferenzen …
C-Topf: hier wird es interessant! Im C-Topf wird alles festgehalten, was ansonsten an Arbeit anfällt.
Dazu ein pikantes Detail: Es wird jährlich ausgerechnet, wie viele Stunden auf die durchschnittliche Beamten-Arbeitszeit fehlt. Diese Stunden müssen aufgefüllt werden, und das wird am Anfang des Schuljahres in einer Dienstvereinbarung festgehalten.
Nahezu JEDER Lehrer (schwarze Schafe gibt es in jedem Beruf!!!) kommt auf weit mehr als die vorgeschriebenen Stunden. Früher war es so, dass man diese überschüssigen Stunden sehr wohl in den Computer eingeben konnte, aber man musste unterschreiben, dass man alles, was die Jahresnorm übersteigt, freiwillig macht.
Und dann kam ein Lehrer daher, der hat geklagt und Recht bekommen. Alle überschüssigen Stunden mussten bezahlt werden. Seitdem nimmt der Computer nur mehr die tatsächlich fehlende Stundenanzahl an!!! Es ist egal, was du sonst noch alles machst, du musst so lange zusammenstreichen, bis du auf genau der richtigen Zahl bist!
So weit zur Sinnhaftigkeit!

Das alles fällt in den Tätigkeitsbereich C:

- Individuelle Förderpläne
- Herstellung von Fördermaterial/Lernspielen…
- Elterngespräche und deren Planung
- Fachliteratur
- Verpflichtende Fortbildung (ja, so etwas gibt es!!!)
- Planung und Durchführung von Projekten
- Rund um die Uhr- Betreuung auf Projektwochen
- Feste (Schuleinschreibfest, Schulabschlussfest, Laternenumzug….)
- Schulhausgestaltung/Klassengestaltung 
- Betreuung der Schulhomepage
- Schulbuchbestellung, Organisation Schulmilch, Impfungen, Schülerfreifahrt …..
- Zeugnisbriefe/alternative Beurteilungen wie 20 Minuten Elterngespräch statt Zeugnis, verbale Beurteilung
- Haufenweise e-Mails und Erlässe, die zu lesen sind
- Materialbeschaffung
- Planung von Lehrausgängen und Wandertagen (wenn ich in Schönbrunn eine Rätselrallye machen will, muss ich notgedrungen vorher hin und mir Fragen zusammensuchen)
- Haufenweise Vorbereitung vor Schulbeginn (Briefe an die Kinder – erste Klasse, Namenspickerl für die Hefte, Organisation des ersten Schultages …..) Wir arbeiten definitiv nicht erst ab dem ersten Schultag!!!
- Zusammenstellen von Übungsmaterial für Schularbeiten
- Organisation für das Kindergartenschnuppern (Zwergerl kommen für zwei Stunden in die Schule, die Vorbereitung ist wesentlich intensiver als der Besuch selbst)
-Auswahl und Bestellung von Schulbüchern

Ich könnte diese Liste noch lang fortsetzen, aber das liest ja dann eh keiner. Ich will damit nur sagen, es ist NICHT mit der Arbeit im Klassenzimmer getan!!!

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